NRW-Schulministerium lehnt Deutschpflicht auf Schulhöfen ab

Eine Kleine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer bringt Klarheit in Bezug auf den Vorschlag von CDU-Generalsekretär Mario Czaja.

Kreis Lippe. Diskriminierend, fern jeglicher Realität und ohne wissenschaftliche Grundlage: Deutlicher hätte die Absage des NRW-Schulministeriums an eine Deutschpflicht auf Schulhöfen nicht ausfallen können, die CDU-Generalsekretär Mario Czaja gerne einführen würde. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Dennis Maelzer hervor.

Christdemokrat Czaja hatte zuletzt öffentlich vor „Parallelgesellschaften“ gewarnt, wenn Schülerinnen und Schüler sich in den Pausen in anderen Sprachen als Deutsch unterhielten. Von diesem Vorschlag ihres führenden Parteifreundes hält die CDU-geführte Landesregierung offenbar ziemlich wenig. „Eine Verpflichtung zur Nutzung der deutschen Sprache auf dem Schulgelände außerhalb der Unterrichtsstunden ist in Nordrhein-Westfalen nicht vorgesehen“, schreibt NRW-Schulministerin Dotothee Feller in der Antwort auf Maelzers Kleine Anfrage und wird darin ziemlich deutlich: „Eine Differenzierung von Sprachen entbehrt jeglicher wissenschaftlichen Grundlage und wäre zudem diskriminierend. Neben der Beherrschung der deutschen Sprache begreift die Landesregierung daher die Vielfalt von Sprachen in Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung und Bildung als wertvolles Kapital, das Menschen zusätzliche Chancen eröffnet.“

„Die klare Distanzierung ist richtig, zeigt aber auch, dass der CDU-Vorstoß kein ernst gemeinter Debattenbeitrag zur Integration, sondern ein reines Wahlkampfmanöver im Vorfeld des Urnengangs in Berlin war. Forderungen wie die von Czaja tragen lediglich dazu bei, Ressentiments zu schüren.“, erklärt Maelzer. Man stelle sich nur einmal vor, Lehrerinnen und Lehrer würden ukrainischen Flüchtlingskindern untersagen, sich in der Pause in ihrer Heimatsprache zu unterhalten. „Allein dieses Beispiel zeigt die Absurdität des Vorstoßes auf“, sagt Maelzer, familienpolitischer Sprecher seiner Fraktion.

Und das sehe die Landesregierung in NRW offenbar ähnlich. Sie spricht in Bezug auf die Mehrsprachigkeit der Kinder nämlich von „gelebter Realität“ und sieht multilinguales Aufwachsen und die entsprechende Förderung als „wertvolles Kapital“, das zusätzliche Chancen eröffne. „In NRW ist auf dieser unsäglichen Debatte jetzt der Deckel drauf, auch wenn es dafür einer Kleinen Anfrage bedurfte“, stellt Maelzer klar.

In seiner Kleinen Anfrage hatte der Detmolder Landespolitiker außerdem einen neuen Anlauf unternommen, um den Sprachstand angehender Grundschulkinder in Erfahrung zu bringen – zum inzwischen dritten Mal innerhalb weniger Wochen. Die Antwort ist erneut irritierend.

Denn für das Pandemiejahr 2021 hatte das Schulministerium zunächst von einer Halbierung der Sprachstandsfeststellungen gesprochen. Demnach wurden NRW-weit nur 5.172 Verfahren durchgeführt. Nachdem Zweifel an der Richtigkeit der kreisgenauen Zahlen aufgekommen waren, korrigierte die Landesregierung die Angaben. Die Tendenz der Halbierung der Testungen blieb jedoch unverändert. Doch noch immer wichen die genannten Zahlen von Veröffentlichungen einzelner Kreise ab.

„Jetzt teilt man mir mittlerweile zum dritten Mal unterschiedliche Zahlen mit. Nun sollen es 9.880 Verfahren gewesen sein und damit nahezu der Stand wie in Jahren vor der Pandemie“, berichtet Maelzer. Ob diese Zahlen valide sind, sei hingegen nicht sicher. „Es scheint ein massives Kommunikationsproblem zwischen den Ebenen zu geben, wenn nur nach mehrmaligen Nachhaken Daten geliefert werden können“, sagt Maelzer. Nordrhein-Westfalen müsse aber insbesondere über den Sprachstand der Kinder bescheid wissen, die keine Kita besuchten. „Es gilt mögliche Probleme zu verhindern, bevor sie Lern- und Lebenschancen massiv beeinträchtigen“, erklärt der Sozialdemokrat.

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