KI darf Kunst nicht entmenschlichen

Übernehmen digitale Stimmen bald die Stimmen von echten Schauspielerinnen und Schauspieler oder Synchronsprechenden? Was nach Science-Fiction klingt, ist längst Realität. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Synchronbranche und in Filmproduktionen wächst. Dr. Dennis Maelzer, Landtagsabgeordneter und Mitglied im Kulturausschuss (SPD), sieht darin eine ernste Gefahr für die künstlerische Freiheit.

„Wer mit seiner Stimme arbeitet, verdient Schutz vor dem Missbrauch durch künstlich erzeugte Imitate“, betont Maelzer. „Es ist längst möglich, durch KI die Stimmen von real existierenden Menschen beinahe originalgetreu zu kopieren. Kultur- und Kunstschaffende befürchten nun, dass ihnen die Stimmen so geklaut und missbraucht werden.“

Maelzer befragte deshalb die Landesregierung, wie Künstlerinnen und Künstler, insbesondere Synchronsprechenden, im KI-Zeitalter geschützt werden sollen. Das Ministerium verweist auf den „AI Act“ der Europäischen Union, der seit August 2024 gilt. Dieser schreibe Transparenzregeln und Urheberrechte vor. Mehr sei in Ländersache nicht möglich, heißt es aus Düsseldorf. Immerhin: Mit dem ersten bundesweiten KI-Tarifvertrag wurden Anfang März 2025 strengere Regeln für digitale Stimmen vereinbart. Dies schließt auch Zweckbindung und Entschädigung bei Mehrfachnutzung ein. Halbjährlich solle dies überprüft werden.

„Die Politik darf sich nicht zurücklehnen“, sagt Maelzer und zeigt sich von den Maßnahmen des Landes nicht überzeugt. „Die Kulturszene braucht jetzt klare Ansprechpartner und ein Bewusstsein dafür, wie gravierend der Eingriff in die künstlerische Arbeit durch KI sein kann.“

Immerhin kündigt das NRW-Kulturministerium in seiner Antwort ein neues „Kompetenznetzwerk KI in Kunst und Kultur“ an. Dort soll es Weiterbildungen für Künstlerinnen und Künstler geben. Ein erster Schritt, den Maelzer begrüßt. Die SPD-Fraktion will jetzt verstärkt den Dialog mit der Branche suchen. Der Verband Vertretung deutscher Synchronsprecherinnen und Synchronsprecher (VDS) hat in der Frage eine Petition gestartet und bislang fast 70.000 Unterschriften gesammelt. https://www.openpetition.de/petition/online/schuetzt-die-kunst-vor-ki-deinestimmefuerechtestimmen

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