„Frauenhäuser benötigen in der Corona-Krise Unterstützung“

Kreis Lippe. Die mit der Corona-Krise verbundenen Einschränkungen stellen auch die Frauenhilfestruktur vor enorme Hausforderungen. Das hat die SPD-Landtagsfraktion in einer außerordentlichen Sitzung des Ausschusses für Gleichstellung und Frauen mit der Landesregierung beraten – mit ernüchterndem Ergebnis.

„Leider haben uns die Antworten der Landesregierung nicht in dem Maße beruhigt, wie wir es uns gewünscht hätten“, berichten die drei lippischen SPD-Landtagsabgeordneten Ellen Stock, Jürgen Berghahn und Dennis Maelzer. Denn: Das zuständige Ministerium sehe aktuell keinen dringenden Handlungsbedarf, um weitere Kapazitäten in den Frauenhäusern zu schaffen. „Auch wenn der aktuelle Blick auf die Platzvergabe noch geringfüge Kapazitäten offenbart, wird dennoch deutlich, dass sich die Situation mit jedem weiteren Tag verschärfen kann“, verdeutlicht Stock die Lage und befürchtet: „Dann erst über notwendige Maßnahmen zu beraten, könnte für viele betroffene Frauen und Kinder zur Verschärfung der Notlage führen.“ Die SPD-Landtagsfraktion hatte dazu von einigen Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen übermittelte, praktische Verbesserungsvorschläge eingebracht. So könnten jetzt beispielsweise digitale Angebote zügig ausgeweitet werden, damit mehr Frauen erreicht werden könnten.

 Eine Nachfrage zur Situation im Frauenhaus Lippe ergab, dass dort momentan zwar noch Kapazitäten frei seien, das aber nicht so bleiben dürfte. „Es herrscht so etwas wie die Ruhe vor dem Sturm. Wir haben Plätze frei, allerdings gibt es momentan keine Nachfrage. Doch das liegt mit Sicherheit nicht daran, dass es keinen Bedarf gibt. Ich gehe eher davon aus, dass sich die von Gewalt betroffenen Frauen in der derzeitigen Situation nicht trauen, ihr Zuhause zu verlassen und sich Hilfe zu suchen“, berichtet Stefanie Nowak-Thormählen, Leiterin des Frauenhauses Lippe. „Ich rechne fest damit, dass der Ansturm noch kommen wird. Mit Zeitverzögerung“, sagt Nowak-Thormählen. Auch personell sei die Corona-Krise für die Mitarbeiterinnen eine Herausforderung – auch, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. „Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit der Frage, wie wir handeln, wenn sich eine Mitarbeiterin oder eine Frau mit dem Corona-Virus infizieren sollte“, sagt Nowak-Thormählen. Ganz allgemein bräuchten die Frauenhäuser in dieser noch nie da gewesenen Situation schnelle und unbürokratische Hilfe.

„Die Befassung mit der aktuellen Situation in den Frauenhäusern hat deutlich gemacht, dass die Landesregierung der Auffassung ist, die Lage im Blick zu haben. Konstruktive Ansätze für praktische Erleichterung der alltäglichen Arbeit werden im Hinblick auf die kurze Dauer der Krise abgelehnt“, sagt Dennis Maelzer. Die drei lippischen SPD-Landespolitiker sind jedoch der Auffassung, dass alternative Beratungsformen der Hilfestellung in Betracht gezogen werden müssen. „Darüber hinaus müssen die Einrichtungen mit finanziellen Ressourcen unterstützt werden. In dieser Zeit sollten sich die Mitarbeiterinnen nicht noch mit finanziellen Sorgen auseinander setzen müssen“, fordert Jürgen Berghahn. Die SPD hatte in ihrem Forderungskatalog an das Hilfspaket der Landesregierung die besonderen Bedarfe der Frauenhilfestrukturen betont. „Leider macht die Ministerin nicht deutlich, ob finanzielle Mittel aus diesem Hilfspaket auch an die Frauenhilfeeinrichtungen fließen werden“, bedauert Ellen Stock. „An dieser Stellen hätten wir uns konkrete Zugeständnisse gewünscht“, ergänzt Berghahn. „Wir sind uns der gesellschaftlichen Verantwortung für den Schutz von gewaltbetroffenen Frauen und ihren Kindern bewusst und werden uns mit allen uns zur Verfügung stehenden Mittel dafür einsetzen, dass diese Frauen und Kinder geschützt werden“, erklärt Dennis Maelzer.

„Wir werden nicht locker lassen, die weitere Entwicklung der Situation in den Frauenhäusern und Frauenberatungsstellen genau beobachten und die Forderungen wiederholen“, so die lippischen SPD-Abgeordneten.

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