Fachkräftemangel: Bürokratische Hürden statt roter Teppich

Ostwestfalen-Lippe. Lange Wartezeiten, hohe Kosten und wenig Unterstützung: Damit müssen sich ausländische Erzieherinnen und Erzieher herumschlagen, wenn sie ihren Abschluss aus ihrer Heimat in Deutschland anerkennen lassen wollen. Die Hürden sind immens. „Das kann so nicht weitergehen“, sagt der SPD-Landtagsabgeordnete Dennis Maelzer aus Detmold. „In unseren Kitas und den OGS herrscht immense Personalnot. Wir brauchen jede Fachkraft, die wir kriegen können.“

Wie langwierig die Vorgänge für Fachkräfte aus dem Ausland sind, verrät ein Blick auf die aktuelle Statistik. 738 Anerkennungsverfahren für Erziehungsberufe wurden zuletzt in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Während in 255 Fällen die volle Gleichwertigkeit anerkannt wurde, fiel in 147 Fällen die Entscheidung negativ aus. 192 Verfahren waren noch nicht abgeschlossen. In den restlichen Fällen wurden Auflagen erteilt.

„Wir erleben derzeit einen enormen Fachkräftemangel in allen Bereichen. Ein dramatisches Problem, das aber offenbar viele noch gar nicht erkannt haben“, sagt Maelzer, familienpolitischer Sprecher seiner Fraktion. „Wir müssen Fachkräften mit ausländischem Bildungsabschluss den roten Teppich auslegen, stattdessen konfrontieren wir sie mit deutscher Bürokratie.“ Die Bearbeitung des Antrages „kann einige Zeit in Anspruch nehmen“ heißt es bereits auf den Seiten der Bezirksregierungen, die für die Verfahren zuständig sind.

Was das in der Realität bedeutet hat der SPD-Politiker mit Kleinen Anfragen in Erfahrung gebracht. So schwankte 2021 die durchschnittliche Bearbeitungsdauer für das Berufsbild der staatlich anerkannten Erzieherin je nach Bezirksregierung zwischen 66,4 Tagen und 227,5 Tagen. Im Vorjahr lag die Schwankungsbreite zwischen 42,9 Tagen und 273,9 Tagen. Bei staatlich geprüften Kinderpflegerinnen betrug die Bearbeitungszeit bei der Bezirksregierung Düsseldorf zuletzt fast ein Jahr.

Die Verfahren bei der Bezirksregierung Detmold haben bis auf 2016 zwar immer deutlich kürzer gedauert als in den anderen Regionen. Die durchschnittliche Dauer ist dabei aber fast kontinuierlich angestiegen, von 55,6 Tagen 2015 bis auf 99,8 Tage zuletzt. Das verwundert, da die Zahl der Anträge immer geringer wurde – von 141 Verfahren in 2015 auf 78 Verfahren in 2021. „Während sich das Antragsvolumen fast halbiert hat, hat sich die Bearbeitungszeit nahezu verdoppelt“, stellt Maelzer fest.

Auch die Landesregierung sieht den Bedarf „die Bearbeitungszeiten in den Verwaltungsverfahren insgesamt zu verkürzen“. Seit 2020 sind bei vier Vollzeitstellen in den fünf Bezirksregierungen 0,15 Vollzeitäquivalente hinzu gekommen. „Ein Tropfen auf den heißen Stein“, findet Maelzer.

Bei den akademisch ausgebildeten Kindheitspädagogen ist die Zahl der Anerkennungsverfahren deutlich geringer. 30 Verfahren wurden 2021 durchgeführt, im Jahr 2022 waren es 39. Die meisten Interessenten kamen dabei aus Polen. Gezielte Programme für Kindheitspädagogen legt das Land nicht auf: „Es ist für mich völlig unverständlich, warum man die Potenziale hier nicht nutzt, beispielweise auch, um geflüchtete Fachkräfte aus der Ukraine gezielt anzusprechen“, erklärt Maelzer. Berufsspezifische Sprachförderprogramme und Fortbildungen könnten aus seiner Sicht ein Willkommenssignal und eine gezielte Unterstützung sein.

Oftmals erfolge eine Anerkennung der Berufsqualifikation auch nur unter der Auflage, Lehrgänge oder Eignungsprüfungen vorzunehmen. Die Kosten sind dabei nicht unerheblich. Maelzers Recherchen ergaben, dass bei der Bezirksregierung Köln ein Anpassungslehrgang bis zu drei Jahre dauern könne und mit Kosten von pauschal 500 Euro pro Semester verbunden sei. Hinzu kämen Gebühren für die Gleichwertigkeitsfeststellung von bis zu 600 Euro und gegebenenfalls Gutachterkosten. Eine Eignungsprüfung könne demnach bis zu 500 Euro betragen.

Kosten auf denen die Antragstellenden sitzen bleiben: „Das Land Nordrhein-Westfalen gewährt keine finanzielle Unterstützung im Anerkennungsverfahren“, heißt es dazu von der Landesregierung.

Die SPD will diesen Zustand jetzt beenden und hat dazu einen Antrag in den Landtag eingebracht: „Um den Fachkräftebedarf in Kitas und OGS zu stillen, brauchen wir jede qualifizierte Unterstützung“, sagt Maelzer.

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